Vegetarier sollen häufiger krank sein wie Fleischesser

Das ist ja wieder mal der Gipfel. Da klabaukt 20 Minuten gross „Vegetarier sind häufiger krank als Fleischesser“. Recherchiert man dann mal etwas über diese sogenannte Studie kommt man schnell darauf, dass die Medien wieder mal nur Unsinn verbreiten (es war nicht nur 20Minuten). Gar die Autoren der Studie sagen, dass die Aussage wie die Medien die Studie interpretieren nicht stimme. Lustig ist auch, dass im selben Monat von denselben Studien Autoren eine weitere Studie zu einem komplett anderen Resultat kommen (nämlich dass sich Obst und Gemüse vorteilhaft auf die Gesundheit auswirke). Hätten die Verfasser der Medienartikel auch nur mal kurz darüber geschaut, hätten sie sich vielleicht hinter sinnt und nochmals überlegt, ob die Interpretation der anderen Studie wohl vielleicht falsch sein könnte? Hmmm? Nein, das andere verkauft sich natürlich besser, denn das Gegenteil wissen wir ja schon. 😉

Traurig ist bei diesem Beispiel, dass nicht einmal Studienergebnisse gefälscht wurden, oder Studien von den richtigen Lobbys bezahlt wurden, sondern dass die Studie zu einem anderen Schluss kommt, als die Presse weitergibt. Wo sind wir denn heute, wenn man nicht einmal mehr Studien fälschen muss um die gewünschten Resultate zu verbreiten? Übrigens die Kommentarfunktion bei 20 Minuten wurde „automatisch deaktiviert, aufgrund der hohen Zahl eingehender Meinungsbeiträge“. 😉

Alle zusammengefassten Hintergrund-Informationen zur korrekten Interpretation der Studie bei martinballuch.com.

Übrigens im Zusammenhang mit falschen Studien ist auch die der Test des US Biologen John Bohannon interessant. Er schickte eine gefälschte Studie an 300 Open-Access-Zeitschriften. (Die Zeitschriften funktionieren so, dass die Verfasser ihnen Geld bezahlen, wenn sie die Studie veröffentlichen). Die Studien sind danach frei zugänglich. Nun, normalerweise sollten Studien von Dritten geprüft werden. Ausserdem hatte es in dieser Studie solch offensichtliche Fehler, dass die Zeitschriften es gar daran hätten merken sollen, dass daran etwas nicht stimmt. Das Gegenteil war der Fall. 157 davon hätten die Studie veröffentlicht. Nur 36 fielen Fehler auf, wovon dann aber 16 die Studie trotzdem veröffentlicht hätten!

Infos dazu bei zentrum-der-gesundheit.de / acad-write.com / science.orf.at

Ein geläufiger Spruch ist doch „Traue keiner Studie, die du nicht selbst gefälscht hast“. Diese Wahrheit muss man nach den neusten Vorkommnissen wohl noch erweitern, da dazu nicht mal mehr ein Fälschen notwendig ist. Deshalb glaube nichts was in der Zeitung steht.

Ernährung | >>

Gedanken zu "Vegetarier sollen häufiger krank sein wie Fleischesser"

  1. aurora sagt:

    Wundert mich nicht, diese Geschichte. Es ist nun auch so, dass es immer noch Millionen von Fleischessern gibt, die sich ja irgendwie selbst bestätigen müssen. Da ist so eine Schlagzeile das gefundene Fressen, egal obs stimmt oder nicht. Beim nächsten Gespräch mit einem Vegetarier wird das dann als Argument vorgebracht. (-; Ebenso wie die immer noch unsauslöschlichen Meinungen wie: Eisenmangel, Eiweißmangel etc….

  2. Lina sagt:

    Eine weitere Facette der beschriebenen Problematik sind unsinnige Untersuchungsdesigns, hier eine interessante Quelle, die das näher skizziert:
    https://www.textundwissenschaft.de/2016/11/21/pseudo-forschung-fuer-die-karriere-warum-unsinnige-untersuchungsdesigns-um-sich-greifen/

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert